Review on Babyblaue Seiten

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Ein geflügeltes Wort behauptet, es seien drei Dinge, die der Mann brauche. Bevor wir hier aber Schleichwerbung für Tabakprodukte machen, wandeln wir diesen Slogan mal dahingehend ab, dass es eben drei Dinge sind, die für eine unterhaltsame Rockplatte schon ausreichen: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Nach diesem Muster musizieren Zelinka aus Leipzig auf ihrer Debütplatte instrumental vor sich hin. Das Ergebnis ist eine recht gefällige Jam-Rock-Platte, die – wie in diesem Genre selbst bei Bands wie Niacin so üblich – allerlei Anklänge an Funk, Hardrock und Fusion bietet und im Wesentlichen auf die ebenso bewährte Aufteilung von Melodien und Soli auf die Gitarre und Rhythmusspielereien auf Bass und Schlagzeug setzt. Eine reine One-Man-Show für Sechssaiter Bernd Fleischer ist diese Platte aber natürlich nicht, ansonsten fällt auf, dass Zelinka ihre Stücke recht bedächtig aufbauen, sodass die Musik jederzeit so sehr nachvollziehbar ist, dass man beim Hören seine Gedanken bereits auf die geweckten Erwartungen einstellen, womit die Musik etwas vorhersehbar wird.

Überrschungen gibt es trotzdem. Im genannten Zusammenhang ist es recht erfreulich, dass Fleischer sehr songdienlich agiert und unpassendes Hochgeschwindigkeitsgehampel völlig ausspart. Und auch die Songs verweisen immer wieder mal auf nicht ganz typische Anklänge und Vorbilder. So werden etwa im Opener “Catacomb” nicht nur einige Violinen-artige Klänge erzeugt, sondern die ganze Nummer klingt instrumental ein bisschen nach mittelalten Iron Maiden (zu “No Prayer For The Dying”-Zeiten, man vergleich das mal mit Stücken wie – huch, welch ein Name! – “Fates Warning”). In “Safaga” gibt es leicht orientalische Gitarrenlinien und gegen Ende eine angedeutete Slap-Bass-Orgie. Letzteres begegnet dem Hörer dann nochmals ausgeprägter in “Room No. 15”, und hier entlockt Torsten Großmann seinem Instrument fast schon klassisch-barocke Töne.

Harmonisch-poppiger Stoff wie “Silent” oder das abschließende “Raindrops” ist dagegen trotz geschmackvoller Rhythmik eher verzichtbar, aber das ist ja auch bei Dream-Theater-Balladen wie jüngst “Along For The Ride” nicht anders. Nicht ganz so toll sind auch die merkwürdig kratzigen Gitarreneinsätze und das komische Geholper in “Toxic” (besser wird diese Nummer erst mit einem jazzigen Ride-Becken-Rhythmus und harmonischen Gitarren) oder das eher simple, stampfig unterlegte “The Cat”. Viel, viel besser sind dagegen das schön ausgestaltete “Chill Out”, das mainstreamig beginnt, ab der Mitte aber zunehmend härter und technischer wird, um dann recht fröhlich zu enden. Und im folgenden, sehr programmatisch betitelten “Funky Bitch” wird ziemlich hübsch gegroovt, auch wenn sich die Gitarre hier mit einem ziemlich trockenen Distortion-Sound leicht im Ton vergreift. Das dritte richtig gute Stück ist dann “Gipsy March”, das den titelgemäßen Marschrhythmus samt auf dem Bass gespielter “Fanfaren” jederzeit mit krummtaktigen Einwürfen torpediert.

Was gibt es sonst noch vom Zelinka-Debüt zu berichten? Der Sound ist insgesamt relativ glatt, allerdings auch nicht übermäßig voluminös ausgefallen, was neben den bereits genannten unspektakuläreren Nummern wohl schon das größte Manko dieser Platte sein dürfte. Insgesamt ist “Zelinka” damit eine nette Angelegenheit, deren Anhören man sicher nicht bereuen wird. Schon gar nicht, wenn man zu den engeren Freunden des gepflegten Genres gehört. Aber selbst, wenn man über verhältnismäßig harmlose Fusion-Sachen öfter mal die Nase rümpft, können Zelinka mit diesem Album immer noch oft genug aufhorchen lassen.

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